Hommage á JOSQUIN
für fünf Stimmen (2008)
Sopran, Alt, Tenor 1, Tenor 2, Bass
05:20
Auftrag des Vokalensembles „Arcantus“
UA 03.11.2008 Wien
Mitschnitt privat
Diese Komposition will eine Würdigung und Reflexion der expressiven und zugleich eleganten Vokalmusik von JOSQUIN Desprez sein. Die Ausgangslage dazu bildet zunächst der Text. Er bietet das Material und die äußere Hülle. Auf keinen Fall darf der in Lautschrift notierte Text in seiner ursprünglich sprachlichen Ausdrucksform genutzt sein – im Gegenteil. Wie in einem Spiegelkabinett wird der Text in verschiedener Weise gebrochen und in seiner Perspektive verzerrt. Der eigentliche Wortsinn mit seiner altfranzösischen Aussprache spielt dabei keine vordergründige Rolle. Vielmehr sollen aus dem sprachlich virtuosen und improvisatorischen Zugang neue Lautungen entstehen. Dichte und Spannung ist im Wechselspiel von möglichster Homogenität der fünf Stimmen gegenüber solistischer Extravaganz zu sehen. Eine vokal-ästhetische Stimmgebung ist daher gegenüber einer Geräuschhaften Überbetonung vor allem der Konsonanten nicht immer vorzuziehen. Galt zur Zeit von JOSQUIN die Polyphonie als ausschließliches Grundprinzip der Konstruktion, so sind auch bei dieser Komposition polyphone Verfahrensweisen notiert – allerdings sind diese nicht als autonome Linien gedacht, sondern als Einzelelemente einer zu kreierenden Gesamtvokalfarbe. Insofern ist bei extrem schwierig zu interpretierenden Abschnitten – bei möglichst nahem Festhalten an die Notation – der Improvisation entsprechend Raum zu geben.