Zwei Stücke für große Orgel (2001)
große Orgel
6:40
Auftrag der Galerie St. Barbara
UA 16.04.2001 Dom St. Jakob Innsbruck
Rundfunkmitschnitt ORF Tirol
„Du aber hast alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet.“ Das Zitat aus dem Buch der Weisheit spricht eine Ordnung an, die gleichsam als Abbild ebenso in der Musik gilt.
Das erste Orgelstück ist eine Invention über die Zahlen 1, 2, 3 und 4 – Zahlen, die sowohl als rhythmische Einheiten wie Intervalle die musikalische Struktur prägen. Schon der erste Takt zeigt diese Denkweise. In der Pedalstimme steht eine ganze Note, die den Vierhalbetakt in zwei Teile gliedert. Die Mittelstimme eröffnet mit einer Triole, die mit der folgenden Halbenote wie Halbepause drei Elemente bildet. Die Oberstimme schließlich stellt vier Einheiten vor, wobei die Akkorde mit Quarten erklingen. Die Mittelstimme in diesem Eröffnungstakt ordnet eine Quarte und Terz in der Art aneinander, sodass eine gedachte Verbindungslinie der ersten mit der dritten, wie zweiten mit der vierten Note eine Kreuzform zeichnet; in der musikalischen Tradition ein Symbol für Christus. Christus ist der Mittler (Mittelstimme), der die Vollkommenheit (Pedalstimme mit der einen ganzen Note) mit der Unvollkommenheit (Oberstimme) verbindet und ordnet. Progressionen, Vielfache, Durchführungen bestimmen die abgemessenen 60 Takte des ersten Stückes.
Das zweite Orgelstück verwandelt die Schwere gebundener Beziehungen des ersten Stückes in ein Karussell der Freude. Dichte rhythmische Bewegungen, harmonisches Farbenspiel, ansteigende Dynamik - gleichsam ein zunehmend starkes Licht, das sich imaginierend in einem bunten Kathedralfenster bricht, unerwartet, vielleicht an einem Ostermorgen.