auch dein goldenes Haar
nach einem Gedicht von Selma Meerbaum-Eisinger (1995)
sechszehnstimmiger gemischter Chor
12:30
Auftrag des Vokalensembles „stimmen“
UA 31.03.1998 Universitätskirche Innsbruck
Rundfunkmitschnitt ORF Tirol
Es ist die Fragilität des vokalen Ausdrucks, die dem Text-Sinn nahekommt. Die Zartheit der Bewegung hebt sich von der Brutalität des Hintergrundes ab. Solistischer wie Ensemble-Klang wird eingefordert, Traum und Wirklichkeit hörbar.
Selma Meerbaum-Eisinger wurde 1924 in Czernowitz geboren; sie starb im Alter von 18 Jahren im Konzentrationslager Michailowska. Ein Bündel mit 57 Gedichten des jüdischen Mädchens wurde von einer Freundin gerettet.
Schlaflied
Schlaf, mein Kindchen, so schlaf schon ein,
so schlaf doch und weine nicht mehr,
Sieh nur, im Schlaf ist die Welt ja dein,
so schlaf schon und wein nicht so sehr.
Schließe die Augen und schlafe schon,
hör nur, es rauschet der Wald.
Im Schlafe da gibt es nicht Haß, nicht Hohn,
im Schlafe, da ist es nicht kalt.
Schlafe, mein Liebling, und lächle Kind,
höre, der Fluß singt sein Lied.
Schlafe, dann singt dir vom Glück der Wind
Und singt dir vom Frühling, der blüht.
Schlafe mein Kind und vergiß, was dich schmerzt,
dunkel ist für dich der Tag.
Hell ist die Nacht, wenn der Traum dich herzt,
so schlafe mein Kindchen, so schlaf.
Januar 1941